Von 1989 bis 2006 tobte ein blutiger Bürgerkrieg im größtenteils indisch regierten Kaschmir-Tal. Es ging um das Recht auf politische Selbstbestimmung. Bis zu 100.000 Menschen kamen dabei schätzungsweise ums Leben.
Das Jahr 2006 sollte den Umschwung bringen. Die Menschen waren kriegsmüde. Die selbstgesteckten Ziele waren nicht erreicht worden. Stattdessen gab es von Regierungsseite Versprechen von Frieden, Bildung und Wohlstand, denen die Mehrheit der Kaschmiris vertraute.
Doch sie wurden enttäuscht. Der Bildungsstand ist nach wie vor niedrig. Die administrative Korruption erreicht noch immer absurde Ausmaße. Die Chancen auf sozialen Aufstieg sind für den einzelnen Normalbürger gleich null. Die Aussichten für die Jugend des Landes sind düster bis ausweglos.
Und so brodelt es in Kaschmir weiter, allen schönrednerischen Verlautbarungen von Freiheit und Wohlstand zum Trotz. Nur sind es dieses Mal keine Outlaws, sondern ganz normale Jugendliche, die den Kampf gegen den Staat fortführen.
Am Anfang des bewaffneten Konflikts um die Zukunft Kaschmirs stand ein Märtyrer. Sein Name: Maqbool Bhat. Er wurde bereits vor Jahrzehnten wegen Mordes in einem indischen Gefängnis hingerichtet. Seitdem ist er der idealtypische Märtyrer der kaschmiri Freiheitsbewegung.
Der Konsens, auf den sich die meisten Kaschmiris einigen können, ist seit rund 70 Jahren gleich geblieben.
Frauendemonstration in Srinagars Innenstadt.
Stadtteil Maisuma: Hier beginnt Srinagars Altstadt, ein Hotspot, wenn es um anti-indische Demonstrationen geht, die nicht selten gewaltsam enden.
Die Wut ist groß, bei vielen Jugendlichen, die, wie hier im Stadtteil Batmaloo immer wieder auf die Straße gehen.
Am 21. Mai ist "Märtyrertag" in Kaschmir. Zeit für straff durchorganisierte Massendemonstrationen. Was für viele Jugendliche eine Art Abenteuer darstellt, ist in Wirklichkeit knallharte Rekrutierungsarbeit für den Widerstand.
Massendemonstration am Idgah, für die Getöteten der Freiheitsbewegung.
Freitagnachmittag an der gleichnamigen Moschee: Wieder einmal haben sich gewalttätige Demonstranten angesagt, nachdem mehrere Jugendliche in Polizeigewahrsam umgekommen sind. Nun bereiten sich die Sicherheitskräfte auf einen heißen Nachmittag vor.
Demonstration an der Freitagsmoschee: Die Sicherheitskräfte wurden mit einem Hagel von Steinen eingedeckt. Nun gehen sie zum Gegenangriff über.
Stundenlang wogt der Straßenkampf hin und her.
Die Demonstranten werfen Steine, die Sicherheitskräfte antworten mit Tränengasgranaten. Über der gesamten Szenerie hängt beißender Qualm.
Dumm gelaufen. Eine Tränengasgranate wurde von den Demonstranten zurück geworfen. Nun stehen die Sicherheitskräfte in ihrem eigenen Reiznebel.
Straßenkampf in Srinagars Altstadt. In den engen Gassen sind die jugendlichen Demonstranten klar im taktischen Vorteil.
Polizisten gehen im Schutz eines Wasserwerfers mit gezogenen Waffen gegen jugendliche Demonstranten vor.
Ende einer Demonstration. Polizei und Armee konnten keine Aktivisten festnehmen. Nun treten Soldaten frustriert in einem Anwohnerhaus die Türe ein und durchsuchen es.
Srinagar, Idgah: Die Sicherheitskräfte machen mit einem Jeep Jagd auf jugendliche Steinewerfer. Dabei sind sie nicht zimperlich, und wer sich zufällig ebenfalls in diesem Bereich aufhält, tut gut daran, schnell das Feld zu räumen.
Pech gehabt. Jugendliche Demonstranten sind von Sicherheitskräften geschnappt und festgenommen worden. Nun wird es für die Betroffenen ungemütlich im Polizeigewahrsam.
Büro der APDP, Srinagar: Bei der "Association of Parents of dippeared Persons" kümmert man sich um das Schicksal sogenannter "Verschwundener". Darunter versteht man Menschen, die meist nach Festnahmen nicht wieder auftauchen.
Hinterbliebene klagen an: "Wo ist unser Vater?"
Märtyrerfriedhof am Idgah. Es gibt hunderte derartiger Friedhöfe über das Kaschmir-Tal verstreut.
Es ist längst noch nicht zu Ende. Fast wöchentlich kommen neue Gräber hinzu.
Mit der Bundeswehr unterwegs.
Camp Warehouse, Kabul: Die Kantine ist für die ISAF Soldaten ein Ort des Genusses, in einer Umgebung der Askese und der Gefahr.
Ein Konvoi wird in Kürze das Camp verlassen. Der Auftrag lautet: Möbel in eine Schule des Hinterlandes liefern und so das Image ein wenig aufpolieren. Der "Spieß" nimmt eine letzte Überprüfung der Fahrzeuge vor.
Dorf in der Provinz Paghman: Das Ziel ist erreicht, die Beschenkten in spe blicken noch ein wenig unsicher auf den gesicherten Konvoi.
Treffen mit dem Direktor der Schule, in dessen Büro. Für die deutschen Soldaten, ein wenig gewöhnungsbedürftig: Smalltalk und Tee trinken.
Blick in den Innenhof der Schule.
Die Freude über die neuen Schulmöbel ist bei Lehrer und Schülern gleichermaßen groß.
Ortswechsel. Erkundungspatrouille nordwestlich von Kabul.
Orientierungshalt in einem trockenen Flussbett.
Besuch beim Polizeichef eines Dorfes. Während der Patrouillenchef im Polizeigebäude verhandelt, sichern seine Männer draußen die Umgebung.
Argwöhnisch wird jede Bewegung beobachtet, denn man weiß ja nie, und Gefahren lauern überall.
Besprechung beim Polizeichef.
Trotz der scheinbar ungefährlichen Routinesituation gilt: Wachsam sein.
Hinterland nordwestlich von Kabul.
Einer von mehreren Panzerfriedhöfen mit zerstörten sowjetischen Hinterlassenschaften.
Supergau: Ein Junge ist von einem ISAF Fahrzeug angefahren worden. Den Fahrer traf keine Schuld, aber so etwas kann schnell böses Blut geben. Die Feldjäger haben den Fall übernommen, der Junge wurde zur Behandlung ins ISAF Krankenhaus gebracht.
Schlimmes Ende einer Dienstfahrt. Eine Sprengfalle am Straßenrand hat das Fahrzeug schwer beschädigt. Die INsaßen überlebten verletzt. Die Panzerung des Fahrzeugs hat schlimmeres verhindert.
Camp Warehouse: Gedenken an die Sterblichkeit.
Gefahren kann man begegnen, aber eins ist für die Soldatinnen und Soldaten existenziell wichtig: der Kontakt in die Heimat.
Der G8 Gipfel zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Es hätte doch eigentlich so schön werden sollen. Die Staatschefs der mächtigsten Wirtschaftsnationen zu Gast in Deutschland. Die Welt sollte die Schönheit Mecklenburg-Vorpommerns kennenlernen, der Heimat der Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Den Einheimischen dieser, vom Wirtschaftaufschwung des Ostens verschont gebliebenen, Region um die Hansestadt Rostock wurde ein ökonomischer Schub versprochen. Angekurbelt durch die erhöhte Weltaufmerksamkeit, die mit dem G8 Gipfel einhergehen sollte. Soweit der Plan.
Doch schon bald zeigte sich, dass nicht alle Bürger der Republik zufrieden mit diesem Projekt waren. Die Ausgaben hierfür waren immens. Viele fühlten sich bei der Planung außen vor gelassen, gerade vor Ort, in den Dörfern und Gemeinden um den geplanten Tagungsort Heiligendamm. Gruppen und Bündnisse von G8 und Globalisierungsgegnern übten Fundamentalkritik an dieser exklusiven Veranstaltung im Club der Reichen.
Doch es half alles nichts. Am Ende sorgten knapp 20.000 Polizisten dafür, dass die Gipfelpläne der Bundesregierung in die Tat umgesetzt wurden. Ein großes Pressezentrum wurde hingestellt, das Grand Hotel in Heiligendamm wurde weiträumig abgeriegelt, und auch die Gemeinden Kühlungsborn, Bad Doberan bzw. Wittenbeck waren für ihre Bewohner nur noch eingeschränkt zu erreichen.
Die Polizei sperrte Straßen und kontrollierte. Militante G8 Gegner installierten brennende Barrikaden, während der überwiegende Teil der Demonstranten friedlichen Protest übten. In den Protestcamps wie z.B. dem Camp Reddelich wurden Aktionen zivilen Ungehorsams geplant und initiiert. Die Einheimischen staunten nicht schlecht über die massive Polizeipräsenz und ihrer Rigorosität mit der sie gegen Gipfelgegner vorging.
Zeitgleich fand hinter verschlossenen Türen die große Familienschau der Mächtigen statt, und der angereisten Weltpresse wurde serviert, was positive Schlagzeilen liefern sollte. Nichts wurde unversucht gelassen, um die internationale Journalie für sich einzunehmen, doch so einfach war das nicht. Viele der Kollegen schauten genauer hin. Sie sprachen mit Anwohnern und Gegnern. Sie besuchten Demonstrationen und erlebten teils Repression am eigenen Leib.
Und als nach drei Tagen der Spuk wieder vorüber war, zogen Bundesregierung, Medien und Gegner ganz unterschiedliche Bilanzen des Gipfels. Nur für die Einheimischen hatte sich im Grunde genommen gar nichts verändert. Der wirtschaftliche Aufschwung folgte nicht in der gewünschten Form. Die Arbeitslosenquote blieb nach wie vor überdurchschnittlich hoch. Und am Ende waren sie von dem ganzen Event vor ihrer Haustüre ausgesperrt geblieben.
Zu Beginn des G8 Gipfels stand eine Vision der Bundesregierung. Das Bild einer starken und einigen Werte-Familie, die gekommen war, um bei Freunden zu beraten, wie man die Welt voran bringen könne.
Damit die frohe Kunde auch gebührend unter die Völker gestreut werde, hatte man den akkreditierten Journalisten ein Medienzentrum hingestellt, das keine Wünsche offen ließ. Highspeed Arbeitsplätze, gratis Verköstigung, Ruhezonen. Alle namhaften Kamerahersteller waren mit gratis Reparatur-Serviceteams vertreten. Es war zu schön, um wahr zu sein.
Optimale Arbeitsbedingungen im Pressezentrum von Kühlungsborn.
Den Bewohnern der vom Aufschwung bislang verschont gebliebenen Region Mecklenburg-Vorpommern hatte man die ganze Veranstaltung mit der Aussicht auf eine bessere Zukunft schmackhaft gemacht.
Tatsächlich profitierten für die Zeit des Gipfels Pensionen und Gaststätten von dem erhöhten Besucherandrang. In den Gemeinden um Kühlungsborn machten private Zimmervermieter gute Geschäfte.
Zugleich waren jedoch während des Gipfels zahlreiche Straßen gesperrt. Einige Gemeinden konnten von ihren Bewohnern lediglich zu bestimmten Zeiten betreten oder verlassen werden. Wenn's dem Aufschwung dienen sollte...
Normalität während der drei Gipfel-Tage: Einsatzhundertschaften auf dem Weg von einem zum anderen Hotspot. Unentwegt führten die Gipfelgegner ihre Protestaktionen durch, die Polizei reagierte - und die Anwohner blickten staunend auf das Spektakel.
Die ersten Anzeichen des Protests gegen das Gipfeltreffen und seine Ziele zeigten sich bereits bei der Anreise mit der Bahn.
Zentren und Koordinationsstellen des organisierten Protests waren die "Camps" (hier in Reddelich). Hier konnte man zelten, es gab Infos und jede Menge Gleichgesinnte. Journalisten hatten sich an der "Concierge" zu melden.
Zentrale Anlaufstelle für Alle: Die Info-Points.
Für den Fall von Festnahmen oder Anzeigen standen den Aktivisten eigene Rechtshilfe-Teams zur Verfügung, die sie über ihre Rechte aufklärten und Hilfe leisteten.
Ein Räumpanzer der Polizei ist von einer brennenden Barrikade in einem Waldstück beschädigt worden. Der Polizist versucht notdürftig, das Vehikel wieder fahrtüchtig zu machen.
Gipfelgegner haben die Hauptverkehrsstraße nach Kühlungsborn mittels einer brennenden Barrikade blockiert. Der Polizei-Wasserwerfer muss ran.
Kühlungsborn, Ortsrand: Unversehens befindet sich eine ansonsten ruhige Nachbarschaft im Zentrum polizeilicher Präsenz. Der Grund: Auf mehreren Grundstücken sind die sogenannten "Clowns" gesichtet worden.
Eine massive Polizeipräsenz soll dem aufkeimenden Spuk beenden, ehe er begonnen hat oder gar das Stadtzentrum erreicht.
Die Protestaktionen der "Clowns" sind europaweit ebenso gefürchtet, wie sie harmlos und gewaltfrei sind. In der Regel handelt es sich um eine Art dadaistischer Demonstration von zivilem Ungehorsam.
Für die Polizisten ist das Vorgehen der Clowns schwer einzuordnen. Was ist strafbar, und was stellt nur eine Ordnungswidrigkeit oder noch weniger dar?
Darf man Polizisten verarschen, oder muss man dafür büßen?
Hier scheint der Fall zunächst klar. Zwei Aktivisten sind in einem Waldstück beim Bau einer Barrikade gefasst und festgenommen worden. Nun warten sie auf ihren Abtransport zum Schnellgericht nach Rostock.
Hauptbahnhof Rostock: Für Viele das Zugangstor zum G8 Gipfel und seinen Begleitaktivitäten.
Friedlicher Protest am Rostocker Hafen.
An den Tagungsort selbst - ins Luxushotel nach Heiligendamm - kamen nur ausgewählte Medienvertreter. Sie wurden mit der Schmalspurbahn "Molly" hinter den eigens errichteten Sperrzaun gefahren.
In zu einzelnen "Pools" zusammengefassten Reportergruppen wurden die Medienvertreter an ihre vorgesehenen Plätze geführt.
Bahnhof Heiligendamm
Hostessen
Ein Hostessen-Job für drei Tage. Nachhaltigkeit sieht anders aus.
Karosse der russischen Verhandlungsdelegation auf dem Gelände des Luxushotels in Heiligendamm.
Schaulaufen der Gipfelteilnehmer auf dem Gelände des Grand Hotels in Heiligendamm.
Schaulaufen der Gipfelteilnehmer auf dem Gelände des Grand Hotels in Heiligendamm.
"Geschlossenheit demonstrieren", lautete das Motto des Gipfels.
Wartende Presse auf einer Strandbrücke des Grand Hotels in Heiligendamm.
Die Bundespolizei sichert den Tagungsort auch zu Wasser gegen Störer und mögliche Attentäter ab.
Die Show ist vorbei. Die Mächtigen sind abgereist. Zurück bleiben die Einheimischen - und ihr Gefühl, dass sie eigentlich gar nichts von dem Gipfel hatten. Keinen Zutritt, keinen Aufschwung, keine Perspektive.